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So war das damals mit dem Sex

Autor Peter Probst erzählt von einer Jugend in den 70ern

Eine wunderbare Atmosphäre und ein Kreis aufmerksamer Zuhörer haben den Autor Peter Probst im Stöffel-Park in Enspel empfangen. Der Münchner selbst schwärmt von der Location, um die ihn so manche Kollegen beneiden, wenn er ihnen davon erzählt. Er hat hier bereits vor zwei Jahren gelesen. Schon der Titel „Die wilde Wut des Wellensittichs“ verrät den Stil des Romans: heiter bis urkomisch. Er ist eine Fortsetzung von

„Wie ich den Sex erfand“, die aber auch für sich alleine gelesen werden kann. Locker und gemütlich plaudern Heinz Fischer (Westerburg) und der erfolgreiche Autor, der bereits unzählige Drehbücher, auch für Tatort schrieb, über das Buch und die Ähnlichkeiten zwischen Peter Probst und der Hauptfigur, dem Teenager namens Peter.
Im Grunde habe seine Romanfigur nichts mit ihm zu tun, versichert Probst (Jahrgang 57), Autofiktion nenne man das, erklärt er. Auf Nachfrage von Heinz Fischer kommt er auf 50 Prozent Ähnlichkeit zwischen den beiden Petern, um dann trocken zu gestehen, dass er doch immer wieder beide Lebensläufe miteinander verwechsele. Und weist noch darauf hin, wie leicht sich Erinnerungen verändern können: die Dynamik des Gedächtnisses.

„Meine Arbeit als Autor hat einer Laufbahn als Krimineller vorgebeugt.“ - Peter Probst hat früher gerne geflunkert, meint er lächelnd, was er als Autor frei ausleben konnte.

Sicher ist: Faustdick haben es wohl beide Peters hinter den Ohren, sind reich an Fabulierkunst und wirken gleichzeitig so arg treuherzig. Wenn Peter „der Große“ von den Erlebnissen des von seinen Sexfantasien getriebenen Jugendlichen Alter Egos erzählt, kann kaum ein Auge trocken bleiben. Der Humor lässt an Alexander Spoerls „Memoiren eines mittelmäßigen Schülers“ denken. Nur bei Probst sind die 1970er-Jahre verewigt – etwa durch Sprachstil oder Nennung von Bay City Rollers, Peter Gabriel, Wellensittiche als Haustiere, aktuelle politische Ereignisse – und den mächtigen Katholizismus. „Wild, rebellisch und wütend“ sei die Jugend damals gewesen. Väter, selbst sein eigener, der im Widerstand war, verkörperten Härte und eine Rigorosität, an denen sich die Kinder stießen.
„Heute nähere ich mich meinem Vater wieder an“, sagt Probst und erzählt, seine Frau Amelie Fried habe sich mit ihm gleich verstanden. Obwohl er noch vor dem Bekanntwerden seiner Hochzeitsabsichten mit ihr gesagt haben soll: Es gebe drei Frauen, die er hasse... Und dazu habe Amelie gezählt, die damals recht aufmüpfig mit ihren Fernsehgästen umging.
Die Zeit verging wie im Fluge bei dem unterhaltsamen und anregenden Abend. Martin Rudolph (Geschäftsführer des Stöffel-Parks) dankte dem Autor fürs Kommen – und gratulierte Heinz Fischer noch zum Geburtstag! Und am Büchertisch von Simone Brög (Logo Buchhandlung) konnte man den Trennungsschmerz durch den Kauf eines „Wütenden Wellensittichs“ abmildern. Ein dritter Band um den jungen Peter wird noch folgen, versprach Peter Probst, und verpflichtete sich damit eigentlich schon zur dritten Lesung in der hübschen Alten Schmiede.  (Text und Foto: Tatjana Steindorf)