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Konzert zum Tag der Deutschen Einheit in Westerburg

Rathaus und Ratssaal in den Stadtfarben festlich illuminiertWbg. Stadt Serenadenabend 03 10 2020.06

Zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit fand am vergangenen Samstag, den 3. Oktober, im Ratssaal der Stadt Westerburg bei freiem Eintritt ein „Serenadenabend“ statt. Für musikalische Unterhaltung sorgten die Turmbläser der Stadtkapelle Westerburg, die für ihre Darbietungen mit kräftigem Beifall belohnt wurden. Stadtbürgermeister Janick Pape freute sich, dass auch die Stadtbeigeordnete und einige

Stadtratsmitglieder zu den Gästen der Veranstaltung zählten und hieß alle Anwesenden herzlich willkommen.

„Auch wenn wir nur eine kleine Kulturveranstaltung in die Tat umsetzten konnten, so konnten wir hiermit doch unsere heimischen Künstler und auch die Veranstaltungstechnik unterstützen“, freute sich Pape und dankte neben den Westerburger Turmbläsern auch dem On-Event für dessen Unterstützung. Das ortsansässige Unternehmen hatte sowohl den Ratssaal innen und außen als auch das Rathausgebäude in den Stadtfarben Rot und Blau festlich illuminiert. Nach dem offiziellen Teil hätte Pape gerne alle Gäste zu einem Umtrunk eingeladen. „Dann hätten wir alle noch die Gelegenheit gehabt, über die Geschehnisse zu diskutieren“, so Pape. Doch die Corona-Pandemie lasse auch dies nicht zu.

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Friedliche Einheit in Frieden und Freiheit feiern

„Heute begehen wir den dreißigsten Jahrestages der Deutschen Einheit und damit ein Ereignis, dass uns heute so genauso selbstverständlich vorkommt, wie es in den Jahrzehnten zuvor für unmöglich gehalten wurde“, gab Pape in seiner Ansprache zu bedenken. Und dies sei zu allererst und trotz aller noch bestehenden Schwierigkeiten zunächst ein unvergleichlicher Glücksfall für unsere Nation, für unseren europäischen Kontinent und letztlich auch für unseren Planeten. Die Erinnerung an die Geschehnisse in den Jahren 1989 und 1990 wach zu halten und die friedliche Einheit in Frieden und Freiheit zu feiern sei auch dreißig Jahre danach wichtig und gerade vor dem Hintergrund brandaktueller Entwicklungen auch notwendig und hilfreich. „Der Stadt Westerburg war es daher wichtig den 3. Oktober 2020, den Tag der deutschen Einheit nicht leise und unbeachtet verstreichen zu lassen, sondern -trotz aller Herausforderungen, die die Organisation einer Versammlung von Menschen aktuell mit sich bringt - zumindest in einem kurzen Festakt mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen zu begehen“, hob der Stadtbürgermeister hervor.

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„Wenn wir heute die Landesgrenze von Hessen nach Thüringen oder von Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern überqueren, ist das für uns vollkommen normal. Wir verschwenden normalerweise keinen größeren Gedanken an diese Landesgrenze, sie ist für uns Reisende letztendlich auch unwichtig und unsichtbar. Damit hat sie im Übrigen auch vieles gemein mit den Grenzen zu unseren europäischen Nachbarn. Umso größer war der Schock, als in diesem Frühjahr plötzlich Straßensperren installiert wurden und Schlagbäume fielen. Gerade für meine Generation ist eine Grenze zwischen Ländern - zumindest innerhalb Europas - doch eher eine Unterscheidung zwischen Verwaltungseinheiten als eine von Menschen errichtete Linie, die Menschen voneinander trennt und Gesellschaften zerteilt.

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Ein unüberwindlicher Wall, der durch Stacheldraht und Minenfelder, durch Panzersperren und Scharfschützen gesichert ist und verhindert, dass Menschen zueinander dauerhaft zu einander finden können, gehört für einen großen Teil der Europäer - Gott sei Dank - nicht mehr zur kollektiven Erinnerung und die bedrohlichen Bilder im März und April wichen innerhalb weniger Tag glücklicherweise Bildern von grenzüberschreitenden Hilfsmaßnahmen, Krankentransporten und Rückkehr zur Normalität im grenzüberschreitenden Pendlerverkehr. Eine Versorgung in vielen Schlüsselbereichen und eine Kontrollgewinnung der Krise hätte ohne Warenlieferungen und grenzgehende Arbeitskräfte auch zum gesellschaftlichen Zusammenbruch geführt. Darüber hinaus wachen auch die Prinzipien der Rechtstaatlichkeit und der Verhältnismäßigkeit in den EU-Ländern und die europäischen Grundfreiheiten über offene Grenzen und ließen den Schauder verfliegen“, führte der Bürgermeister weiter aus.

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Er erinnerte an die innerdeutsche Grenze, an der, bis vor drei Jahrzehnten zwei Systeme, ja, zwei Welten aufeinander trafen. Auf der einen Seite Demokratie und soziale Marktwirtschaft, auf der anderen Diktatur und sozialistische Planwirtschaft. „Freiheit, verbriefte Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit entgegen Zensur, Bespitzelung, Reisebeschränkung und Verfolgung. Und auch, wenn dort natürlich auch subjektives, privates Glück möglich war und in den Erinnerungen fortlebt und auch fortleben soll, so gingen die Bürgerinnen und Bürger der DDR doch gegen den Unrechtsstaat auf die Straße. Mutig, mit Kerzen in der Hand, immer mit der Gewissheit lebend, dass die Staatsmacht mit Waffengewalt antworten könnte - wie am 17. Juni 1953 geschehen oder, dass die sowjetische Schutzmacht eingreifen würde wie in den sozialistischen Nachbarstaaten. Mutig und beharrlich, aber insbesondere friedlich brachten diese Menschen das System zum Zusammenbruch und die einschüchternde Grenze verschwand schließlich als aus dem „Wir sind das Volk!“ des Jahres 1989 ein Jahr später das „Wir sind ein Volk!“ wurde, dem wir am heutigen Tage gedenken“, so Pape.

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Den Kräften, die die parlamentarische Demokratie abschaffen wollen, die die Werte bekämpfen und den in Frieden vereinter deutschen Staat verachten, müsse sich die Bevölkerung heute entschieden entgegenstellen. „Es steht nicht weniger auf dem Spiel, als das, wofür die Menschen vor 30 Jahren in der DDR auf die Straße gegangen sind und was für uns in unserer heutigen Gesellschaft eigentlich selbstverständlich ist. Wir müssen vereint als Demokraten unsere Demokratie gegen diese Kräfte verteidigen. Es ist unser aller Pflicht darüber zu wachen, dass keine neuen Mauern, keine neuen Eisernen Vorhänge mehr entstehen, nicht im vereinten Europa, nicht im vereinten Deutschland, nicht in unserer pluralistischen Gesellschaft, nicht in unseren Köpfen und Herzen. Gemeinsam. Vereint. In Einigkeit und Recht und Freiheit“, schloss der Stadtbürgermeister seine Ansprache.

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Mit dem „Kaiserquartett“ ließen die Westerburger Turmbläser den Serenadenabend ausklingen. Dies ist die Melodie der Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland, zu der sich dann auch alle Anwesenden erhoben. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, damit nicht mitgesungen wird“, hatte Pape zuvor erklärt, da Gesang momentan in geschlossenen Räumen nicht erlaubt sei.
Zuvor brachten die fünf Musiker unter anderem „The bugle call rag“, „Dream a litte dream of me“ und „Craying in the rain“ zu Gehört. Nach diesem Musikgenuss dankte Pape allen Anwesenden für ihr Kommen und wünschte noch einen schönen Abend. Auf dem Heimweg genossen die Konzertbesucher die schöne Illumination der beiden Gebäude und des Rathausplatzes. (Text und Foto: Ulrike Preis)