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Biodiversitätsinitiative der Stadt Neuwied ist in vollem Gang

Viele neue Pflanzungen angelegt, Grünanlagen umstrukturiert

In den Grünanlagen und Parks der Deichstadt hat sich in den vergangenen knapp zwei Jahren in puncto Biodiversität viel getan. Ziel der Stadtverwaltung ist es, den Klima- und Naturschutz zu intensivieren. Nicht zuletzt darum haben das Stadtbauamt und die Servicebetriebe Neuwied (SBN) seit 2019 eine Vielzahl von Sträuchern und Stauden sowie rund 430 Bäume gepflanzt.



„Wir sind seit einiger Zeit dabei, unsere Grünanlagen umzustrukturieren, um so mehr Biodiversität zu erreichen“, erläutert Armin Bärz, der im Stadtbauamt für die Grünflächen verantwortlich ist. „Das mag für den ein oder anderen ein ungewohnter Anblick sein, ist jedoch nachhaltig, sorgt für besseres Mikroklima und bietet Flora und Fauna besseren Lebensraum.“ So werden einige Anlagen nur noch einmal im Jahr geschnitten, nicht alles, was gemeinhin - wie die Brennnessel - als „Unkraut“ (die Experten sprechen von „Wildkraut“) gilt, wird getilgt, sondern bewusst stehen gelassen.

Das bestätigt SBN-Bereichsleiter Thomas Riehl: „Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Stadtbauamt die Pflegeunterhaltung und Mähintervalle verändert, Staudenflächen als Blühflächen angelegt und Baumpflanzungen vorgenommen.“ Der Fachmann weist zudem auf die größeren Zusammenhänge hin: „Die Veränderung des Stadtbilds ist gewollt, laut Stadtratsbeschluss sollen ja 20 Prozent der Grünflächen umgestaltet werden.“ Dass das nicht jedem gefällt sei klar, meint Riehl, doch bei den Beschwerdeführern betreibe man Aufklärungsarbeit.

Ob Rheintalweg, Schlosspark oder Grundschule Niederbieber: An vielen Stellen im Stadtgebiet setzt die Verwaltung auf mehr Biodiversität. (Fotos: Stadt Neuwied)

Armin Bärz erläutert anhand dreier Beispiele, was sich hinter der neuen „Begrünungspolitik“ der Stadtverwaltung verbirgt.

Rheintalweg: Dort hat man rund um die Bäume neue Beete angelegt, die nur noch einmal jährlich zurückgeschnitten werden – und zwar nachdem die Bäume ihr Laub abgeworfen haben. „Wir haben dort eine Mischpflanzung aus Stauden, Frühlingsblühern und Rosen vorgenommen und setzen mineralischen Mulch aus Lava ein statt des früher verwendeten Rindenmulchs“, erklärt Bärz. „Die Insekten danken es uns.“

Schlosspark: Neuwieds grüne Lunge dient auch als Experimentierfeld. So überlasst man manche neu angepflanzten Staudenbeete bewusst dem Lauf der Natur; heißt: Sie werden nicht gesondert gewässert und gepflegt. „Wir wollen beobachten, wie sich die Stauden unter ganz natürlichen Bedingungen entwickeln“, sagt Bärz. Anders sieht es mit den „Bienensträuchern“ aus, die man unter die zahlreich im Park wachsenden Ahorne gepflanzt hat. Sie werden gezielt betreut, um sicherzustellen, dass Bienen hier eine Heimat finden.

Auch die Wiesen werden anders behandelt als noch vor Jahren. „Statt alles regelmäßig bis zu zehnmal im Jahr abzumähen, legen wir Blühstreifen an, ähnlich wie man sie von Almwiesen in den Alpen kennt“, führt Bärz aus. Dafür werden einige Flächen wie bisher intensiv gemährt, allerdings auch nur entlang der Wege, andere hingegen nur noch extensiv, ein- bis zweimal jährlich. Heißt: Das Gras bleibt stehen. Bärz ist ehrlich: „Bei Kontrollgängen höre ich auch Kritik, für manche sind das hohe Gras und die darin wachsenden Pflanzen einfach unordentlich. Doch wir wollen eine naturnahe Bewirtschaftung der Flächen und aktiven Insektenschutz betreiben.“ Insgesamt hat man im Schlosspark auf verschiedenen, insgesamt rund 1000 Quadratmeter umfassenden Teilflächen Wiesenkräuter und Ähnliches gesät, umso den ganzen Sommer über etwas Blühendes vorzuhalten. Die Fachleute haben schon weitere Pläne geschmiedet: Sie möchten nach der Extensiv-Mahd Ende 2021 eine Testfläche von circa 5000 Quadratmeter anlegen, um sich Erkenntnisse zu verschaffen, die für die ganze Stadt wertvoll sein können.

Grundschule Niederbieber: In der Lach haben die „Grünexperten“ entlang des Schulgebäudes eine 200 Quadratmeter große Fläche mit einem attraktiven StaudenmIx bepflanzt, der Bienen und Insekten ideale Lebensbedingungen bietet. „Dabei handelt es sich um fertige Mischungen, die absolut pflegeleicht sind“, erklärt Bärz. „Eine Bewässerung ist lediglich im Pflanzjahr erforderlich. Die Stauden müssen nur einmal im Jahr - witterungsabhängig Ende Januar bis Ende Februar - kurzgeschnitten werden und beginnen rasch wieder mit der Blüte.“ Als Mulchschicht kam dort feiner Splitt zum Einsatz – wegen seiner Feuchtigkeit speichernden und vor Erosion schützenden Eigenschaften.

Alena Linke vom Stadtbauamt zieht das Fazit: „Mit unseren Blütenbeeten sorgen wir für Nahrung für Bienen und andere Insekten, Vögel freuen sich über Blumen- und Baumsamen, und gegen Ende des Jahres bieten vertrocknende Grashalme und abgestorbene Zweige Winterquartiere für Insekten und Kleinlebewesen.“ Hört sich nach kleinen Schritten für die Natur an, ist aber ein großer Schritt für den Erhalt der Biodiversität.