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DRK Landesverband Rheinland-Pfalz unternahm Bildungsfahrt nach Solferino

Teilnehmerinnen und Teilnehmer unternahmen eine sehr interessante ReiseWbg. DRK Solferino 05 2023.1 v1

Zum 17. Mal bot der DRK Landesverband Rheinland-Pfalz, unter seinem Initiator Giesbert Wiethoff, eine Reise zu den Ursprüngen des Roten Kreuzes an. Auch in diesem Jahre folgten zwischen dem 10.05.2023 und 14.05.2023 insgesamt 42 haupt,- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Spuren und Anfängen der Rotkreuzgeschichte in Norditalien. Eine sehr interessante fünftägige Bildungsreise führte uns nach

Solferino, Castiglione, Mantua, Verona, San Martino und Garda.

Ein Teilnehmer brichtet:

Mittwoch, 10.05.2023
Der erste Tag diente der Anreise mit dem Reisebus der Firma Menges aus dem Westerwald. Während der 10-stündigen Fahrt nach Peschiera del Garda, einem schönen Ort direkt am Gardasee, führte uns Giesbert Wiethoff in die Geschichte des Roten Kreuzes ein. Neben der Lebensgeschichte und dem Lebenswerk von DRK-Begründer Henry Dunant, dem Unterschied zwischen der internationalen Föderation und dem IKRK, wurden auch die rechtlichen Grundlagen und die daraus resultierenden Pflichten näher beleuchtet.
Gegen 18:30 Uhr haben wir unser Hotel, „Bella Italia“ am Gardasee erreicht. Nach dem gemeinsamen Abendessen im Hotel, haben wir den Abend im Hotel oder direkt am Gardasee ausklingen lassen.

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Donnerstag, 11.05.2023:
Am nächsten Morgen fuhren wir in den ca. 30-Minuten entfernten Ort Solferino, der für das Rote Kreuz eine große Bedeutung hat. Dort erwartete uns Stefano Mutti, seit vielen Jahren Begleiter in Solferino. Auf seine lustige Art vermittelte er uns italienische Geschichte. Als Zeuge der Grausamkeiten der Schlacht des zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieges, verarbeitete der Genfer Geschäftsmann, Henry Dunant, seine Erfahrungen über die Hilflosigkeit der verwundeten Soldaten in seinem Buch „Erinnerung an Solferino“. Revolutionär für die damalige Zeit, war sein Gedanke, den Kriegsverwundeten beider Seiten die notwendige Versorgung und Hilfeleistung gleichermaßen zu gewähren. Seinen Forderungen nach Verträgen, die sich insbesondere auf die Neutralität bei Kriegsverwundeten fokussierten, wurden im Jahr 1863, durch die Gründung des „Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege“, dem heutigen „IKRK“, nachgekommen.

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In Solferino besuchten wir das Museum „Solferino und San Martino della Battaglia“, das die Hintergründe der Schlacht des zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieges am 24.06.1859 thematisierte. Schauplatz des Krieges waren zwei kleine Ortschaften, deren Namen heute für die Einigung Italiens und die Geburt des Internationalen Roten Kreuzes stehen: San Martino und Solferino.
Diese Schlacht war ein Aufeinandertreffen der Österreichischen Armee und der Piemontesisch-Französischen Allianz unter Napoleon III. Weil die Franzosen u.a über bessere militärische Ausstattung verfügten, trugen die Piemontesisch-Französischen-Gruppen den Sieg davon.
Die geschichtliche Überlieferung spricht von etwa 40.000 gefallenen Soldaten. In der Realität fielen jedoch bis zu 120.000 Männer –viele von ihnen erlagen einige Tage später den Folgen ihrer Verletzungen.
Durch die felsenreiche Erde unter diesem Gebiet, konnten die gefallenen Soldaten nicht in Massengräbern unter der Erde beigesetzt werden. Um den gefallenen Soldaten zu gedenken, wurde in Solferino eine Knochenkapelle errichtet, in der die Knochen und Schädel von ca. 9000 Soldaten aufbewahrt werden. In Anlehnung an den Leitsatz „Tutti Fratelli“ – „alle Brüder“, werden dort die Knochen von sowohl österreichische Soldaten, als auch französisch-piemontesischen Soldaten nebeneinander aufbewahrt. Gemeinsam haben wir einen Kranz im Namen des rheinlandpfälzischen Roten Kreuzes abgelegt.

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Im Anschluss an diesen eindrucksvollen Ort, sind wir zum Denkmal des Roten Kreuzes gefahren, an dem jede nationale Rotkreuz – oder Rothalbmond-Gesellschaft durch eine Steintafel repräsentiert wird. Dieses befindet sich hinter dem „Spion von Italien“, einem Turm, der ein strategischer Punkt während des zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieges war und heute begehbar ist.  Um den Spuren des Rotkreuz-Begründers Henry Dunant weiter zu folgen, fuhren wir nach Castiglione delle Stiviere, dem Ort, in dem er zu Zeiten seiner Geschäftsreise gelebt hat. Ihm und seiner Idee zu Ehren, befindet sich dort das Rotkreuzmuseum, welches der Geschichte der Hilfsorganisation nachgeht. Im Eingangsbereich begegnet man einer weiblichen Statue mit der Inschrift „Die Frauen von Castiglione“. Diese haben nach der Schlacht vom 24.06.1859 die Verwundeten beider Seiten versorgt. Durch die Neutralität dieser italienischen Frauen, wuchs der Gedanke „Tutti Fratelli – alle Brüder“.
Nach dem Museum besichtigten wir eine Jesuitenkirche. Jesuitenkirchen zeichnen sich häufig durch ein bescheidenes Äußeres und prunkvolles Inneres aus. In der Kirche befinden sich mehrere Bildnisse des Aloisius von Gonzaga - Schutzpatron der Jugend, dessen intensive Sorge um Kranke zu seinem frühen Tod führte. Während einer Pestepidemie half er Pestkranken und starb im jungen Alter von 23 Jahren.
Am Abend kehrten wir ins Hotel zurück.

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Freitag, 12.05.2021
Am nächsten Morgen führte uns Stefano Mutti durch das geschichtsträchtige Mantua.. Sie ist umgeben von vier Seen, die in der Vergangenheit zur Verteidigung der Stadt angelegt wurden. Während einer Stadtführung mit unserem Reiseleiter Stefano Mutti, erreichten wir eine Steinfigur der weltbekannten Oper „Rigoletto“ von Verdi, dessen Geschichte in Mantua spielt. Stefano Mutti überraschte uns mit einem Ständchen des weltbekannten Liedes: „La Donna é mobile“.
Im Zentrum erwartete uns die einzige Kathedrale Italiens, die sieben Kirchenschiffe aufweisen kann.
Die Kirche verfügte über in der Vergangenheit eine Großzahl an Schätzen, die im Laufe der Jahrhunderte geplündert oder verkauft wurden. Die Schätze von Mantua befinden sich auf der ganzen Welt verteilt. Ein sehr unauffälliger, aber außergewöhnlicher Anblick ergab sich auf einem Sarkophag, in der einer der ältesten Krippen der Geschichte zu sehen war.
Hinter einer der 23 ringförmigen Kirchen weltweit, befindet sich der „Piazza- Erbe“, ein Marktplatz, auf dem in der Vergangenheit Obst, Gemüse uns Kräuter verkauft wurden.
Vergleichbar mit der Kirche in Castiglione, wirkte auch die „Basilika Sant Andreas“ ebenfalls recht unscheinbar von außen. Im Inneren hingegen, erwartete uns ein prächtiger Anblick. Die Seitenschiffe der Basilika wurden von Kapellen ersetzt, was für die damalige Zeit als revolutionär galt. Inmitten der Basilika, befindet sich eine Krypta, in der das Blut Jesus Christus in einem Gefäß aufbewahrt wird. Aufzeichnungen zufolge, soll ein Soldat das Blut nach Mantua gebracht haben. Einmal im Jahr, an Karfreitag, wird das Gefäß herausgeholt und lockt tausende von Gläubigen in die Stadt Mantua. Laut Mutti, soll es angeblich zwölf verschiedene Schlüssel und vier verschiedene Personen benötigen, um die Krypta mit dem Gefäß zu öffnen. Ob es sich tatsächlich um das Blut Jesus Christus handelt, ist bis heute sehr umstritten.
Gegen Mittag fuhren wir nach Verona, einer wunderschöne Großstadt Norditaliens. Alle Brücken, die in das mittelalterliche Stadtzentrum führen, wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Der Wiederaufbau dieser, erfolgte u.a. mithilfe der Originalsteine aus der Römerzeit. Während der Stadttour durch Verona, erfuhren wir, dass die Bewohnerinnen und Bewohner in der Vergangenheit wegen des Hochwassers die unteren Etagen ihrer Häuser nicht bewohnen konnten. Um sein Hab und Gut besser zu schützen, wurden die Wohnräume in die oberen Etagen verlegt. Durch die errichtete Schutzmauer direkt am Fluss, können nun auch die unteren Etagen genutzt werden.
Gegen Nachmittag erreichten wir die Arena von Verona. Weil die Steine des Mauerrings für den Bau von Kirchen und den Adelspalästen verwendet wurden, ist der Mauerring der Arena zum Großteil zerstört. Die Arena wird, anders als das Kolosseum in Rom, noch heute für Veranstaltungen genutzt. Insbesondere die Oper, die zahlreiche Einheimische und Touristen anlockt, erfreut sich an großer Beliebtheit. Absolut erforderlich für den Besuch in der Oper ist die Mitnahme von Wein, Käse und Gebäck.

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Samstag, 13.05.2023:
Nach dem Frühstück besuchten wir den Turm von San Martino. Dieser wurde in Gedenken an das blutige Ereignis des 24.06.1859, errichtet. Auf dem Turm prunkt der Name des italienischen Königs, Emanuele II, der durch den Unabhängigkeitskrieg die Einheit Italiens auf den Weg brachte.
Im Inneren des Turms befinden sich mehrere Gemälde und Darstellungen, die die Schlacht bei Solferino und San Martino darstellen. Oben angekommen, hat man einen wunderbaren Ausblick nach Solferino und den Gardasee.

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Hinter dem Turm befindet sich ein historisches Museum, das sich den Kämpfen des zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieges widmet. Neben Briefen der gefallenen Soldaten und gefundener Ausrüstung, gab ein beeindruckender Film auf erschreckende Weise den Augenzeugenbericht eines Soldaten wieder.

Am Ende unserer Reise besuchten wir den Soldatenfriedhof in Garda, einer der größten deutschen Soldatenfriedhöfe in Italien. Auf einer Anhöhe mit Blick über den Gardasee, verliefen die Ruhestätten von über 20.000 Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Italien gefallenen sind. Einige der Steinplatten waren mit einem oder mehreren Namen beschriftet, andere Steinplatten trugen den Namen „unbekannt“. Dass so viele von ihnen vor ihrem zwanzigsten Lebensjahr den Tod fanden, ist für uns, Menschen die in Frieden aufgewachsen sind, unvorstellbar.
Während wir gemeinsam einen Kranz in einer Kapelle niederlegten, äußerte Giesbert Wiethoff berührende Worte über das Leid, das durch Kriege verursacht wird und die Notwendigkeit nicht zu vergessen. Als Teil des Roten Kreuzes, ist es unsere Aufgabe, das Leid der Kriege zu mildern, auch wenn es oftmals unerträglich erscheint.
Der Nachmittag verbrachten wir bei sonnigen Wetter am Gardasee.  Am nächsten Morgen traten wir gegen 8 Uhr morgens die Rückreise an.

Die Bildungsfahrt war eine sehr interessante Reise, die uns Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ursprünge des Roten Kreuzes und die Wichtigkeit einer neutralen Hilfsorganisation aufgezeigt hat.
Auch auf der Rückfahrt versuchte G.Wiethoff den Teilnehmern die im RK-Gesetz beschriebene Verbreitungsarbeit ans Herz zu legen.