Stefan Reusch und Schräglage: Eine runde Sache im Stöffel-Park in Enspel
Jahresrückblick mit Witz und munterer Musik
Wenn die Musiker der Jazzband Schräglage zu den Instrumenten greifen, ist die Welt in Ordnung. Alles wird heiter, man swingt mit, ein Lächeln macht sich auf den Weg... Das Publikum in der Alten Schmiede des Stöffel-Parks hat offensichtlich seine Freude an den Klängen. Doch es gibt noch mehr: Die Musiker teilen sich an dem Abend die Bühne mit dem Kabarettisten Stefan Reusch. Ihr Motto: „Reusch rettet
2023... – und die Jazzband Schräglage rettet mit!“ Für die vielen Besucher werden noch kurz vor Beginn des Programms Stühle hineingeschoben.
Die Westerwälder Band, 2003 gegründet, steht mit sechs Mann auf der Bühne: Johannes Pfeifer (Bass, Banjo, Gesang), Marian Zygmunt (Klarinette, Saxofon), Peter Krämer (Trompete), Eckhard Hannappel (Posaune), Walter Siefert (Klavier) und Willi Welters (Schlagzeug).
Jeder von ihnen überzeugt mit seinem Können – ob die „Honeysuckle Rose“ besungen wird, der „Kleine grüne Kaktus“, „Ice Cream“ oder am Ende „When the saints go marching in“ erklingt – das Publikum spendet gefühlt nach jedem Solo anerkennenden Beifall, die Handys werden erhoben, die Mundwinkel und Fußspitzen auch...
Zitat: „Der Mann ist völlig vergrinst.“ (Kabarettist Stefan Reusch über Florian Silbereisen.)
Die flotten Musikstücke umranken die Auftritte von Stefan Reusch. Vielen Radiohörern ist er längst bekannt. In der Pause wird daher auch gemunkelt: „Die Stimme kenne ich doch.“ Oder: „Sein Wochenrückblick gefällt mir so.“ Neben dem satirischen Wochenrückblick (SWR3) ist er unter anderem auch für den WDR4 und WDR5 tätig. Außerdem betätigt er sich als Sprecher. An den Humor des Kölner Kabarettisten muss sich das Publikum erst heranhören. Sonst gehen leicht seine originellen Wortfindungen und -akrobatik unter der Last des Themas verloren.
Das Publikum hatte seine Freude an der Westerwälder Jazzband Schräglage.
Reusch serviert keine schwierigen Gedankenspiele, aber trotz allen Humors sind sie keine leichte Kost. Welches Politikthema lässt einen schon frei lachen? Reusch, Jahrgang 1959, verteilt seine Seitenhiebe – die trocken bis leicht sarkastisch serviert werden und dabei eine spielerische Note behalten – in alle politischen Richtungen. Er zielt auf Lindners Selbstverliebtheit ab, sagt zu Scholz: „Dieser Mann ist leer“, nennt Annalena und Bock-Schießen in einem Atemzug, um dann zu überlegen, ob die CDU etwas für ihn wäre: „Die machen wenigstens nichts. Mehr will ich doch gar nicht. Ich mach doch auch nix.“ Nur bei zwei (AA-)Themen will er kein Missverständnis aufkommen lassen: Antisemitismus und AfD. Mag er beides nicht.
Kabarettist Stefan Reusch ist Radiohörern bereits bestens bekannt.
Lautes Gelächter ist eher im zweiten Teil des Abends, bei den eher unpolitischen Themen zu hören, wenn Reusch etwa reimt: „Man erkennt die Größe eines Depps an der Anzahl seiner Apps“. Wunderbar sind seine feinen Wortfinten, die er mit seiner dunklen, ruhigen Stimme lakonisch formuliert: „Die Dummen sind sich immer ganz sicher, die Gescheiten zweifeln. Da bin ich mir sicher. Ziemlich sicher.“ Dann stellt er finster fest: „Menschen mögen Menschen nicht. Menschen mögen Tiere... Für Hunde gibt es Zahncreme mit Leberwurstgeschmack!“
Bereits im vergangenen Jahr war die Kombination Schräglage-Reusch in Enspel zu erleben. Da hatten sie auch das Vorjahr gerettet. Irgendwie schaffen sie es, denn sicher ist: Das Publikum ist wieder einmal mit mehr als einem Lächeln davongekommen. (Text und Fotos: Tatjana Steindorf)