Skip to main content

Christine Rebmann erzählt von ihrem Weg zum Traumberuf

Als langjährige Hebamme hat sie schon viele Familien begleitetChristine Rebmann 02 v1

Schon seit ihrer Kindheit ist Christine Rebmann fasziniert von kleinen Kindern. Schon früh stand für die Westerwälderin fest, dass sie einmal Hebamme werden möchte. Auch nach 35 Jahren ist es immer noch ihr Traumberuf und sie kann von vielen schönen Momenten berichten. Das „Wunder des jungen Lebens“ hat es Christine Rebmann aus Gemünden angetan. Sie war zwölf Jahre alt, als ihr Cousin Vater wurde.

Gespannt lauschte sie den Gesprächen über Geburt und Stillen. Sie beobachtete mit Begeisterung, wie das Baby gewickelt, gebadet und versorgt wurde. „Das willst du ganz genau wissen“, ging es ihr damals durch den Kopf. So reifte der Entschluss, selbst einmal Geburtshelferin werden zu wollen.

Wbg. Hebammenzentrum 03 v1

Foto: Privat

„In der ganzen Oberstufenzeit habe ich mich für eine Ausbildung als Hebamme beworben und das in allen 23 Hebammenschulen in der Bundesrepublik Deutschland“, erzählt Rebmann. Seinerzeit gab es für die rund 1500 Bewerber lediglich jeweils etwa 20 Plätze – und das an allen Schulen. „Ich wurde immer abgelehnt. Oftmals mit der Begründung: Sie wohnen zu weit weg!“. Das war ihr bewusst, denn wer im Westerwald beheimatet war, der befand sich nicht im Einzugsgebiet. Nach dem Abitur musste sie sich notgedrungen für einen anderen Weg entscheiden. Sie begann eine Ausbildung zur MTA an der Uni-Klinik in Mainz. Doch dann kam überraschend eine gute Nachricht, mit der sie eigentlich nicht mehr gerechnet hatte.

Christine Rebmann 02 v1

Christine Rebmann aus Gemünden ist seit 35 Jahren Hebamme. Über die Jahrzehnte hinweg hat sie viele Familien betreut und besucht jetzt oft schon die nächste Generation. (Foto: Ulrike Preis)

Kurz vor dem Abitur hatte sie noch eine letzte Bewerbung nach Gießen geschickt. Sie bekam ein Schreiben, dass sie aus den Bewerbern ausgelost wurde und zum Vorstellungsgespräch eingeladen sei. „Das war das einzige Vorstellungsgespräch, das ich je hatte und ich war sehr froh, dass ich diese Chance bekam“, erzählt sie lächelnd. Sie hatte großes Glück und bekam sofort eine Zusage. Daraufhin brach sie die begonnene Ausbildung ab und wechselte nach Gießen. Unterricht und praktische Einsätze waren im monatlichen Wechsel. Sie arbeitete sowohl in der Frauenklinik, wo sie einen Einblick in die Frauenheilkunde bekam, als auch in der Kinderklinik, wo sie sich unter anderem um Frühgeborene kümmerte. Ihr freiberufliches Praktikum, das vierwöchige Externat, absolvierte sie im Jahre 1987 bei Ingrid Eulberg aus Girkenroth. Diese war als Beleghebamme im Krankenhaus „St. Anna“ in Hadamar tätig.

Wbg. Hebammenzentrum 05 v1

Foto: Privat

Eigene Kursräume

Nach der erfolgreichen Prüfung wagte Rebmann am 1. Februar 1988 den Schritt in die Selbstständigkeit. Fortan war sie ebenfalls Beleghebamme im Krankenhaus Hadamar. „Die brauchten dringend neue Hebammen, sie hätten fast die Geburtsstation schließen müssen“. Nach und nach kamen junge Hebammen hinzu. Dazu zählte auch Ellen (Trum), die Tochter von Ingrid Eulberg. Gemeinsam mit den beiden suchte Christine Rebmann Kursräume. In einer Gemündener Gaststätte trafen sie sich mit den werdenden Müttern im Saal zur Schwangerschafts- beziehungsweise Rückbildungsgymnastik. „Wir mussten ja erst mal schauen, ob es angenommen wird“, gibt sie zu bedenken. Im Jahr 1993 konnten sie dann eigene Räume beziehen. „Mein Mann und ich hatten neu gebaut und im Dachgeschoss unseres Einfamilienhauses ein großes Arbeitszimmer eingerichtet“. Als dreifache Mutter waren ihr die kurzen Wege gerade recht. Simone Helmchen kam dazu, später auch Katja Mausolf.

Wbg. Hebammenzentrum 04 v1

Foto: Privat

Im Jahre 2006 erfolgte der Umzug nach Westerburg, wo sie eine kleine Wohnung anmieteten. Als eine „harte Zeit“ beschreibt sie die Monate, als sie gleichzeitig die Krankenhäuser in Hadamar und Hachenburg, ihrer neuen Wirkungsstätte, bediente.

Wbg. Hebammenzentrum 01 v2

Foto: Privat

„Wir wollten alles gut zu Ende bringen“, blickt sie wehmütig auf die Schließung der Geburtsstation in Hadamar Ende Juni 2007 zurück. Zusammen mit ihren Kolleginnen eröffnete sie 2012 das Hebammen-Zentrum in Westerburg. „Wir sind froh und glücklich, dass wir gerade diese Räume mieten konnten“, sagt sie im Hinblick auf die zentrale Lage mit reichlich Parkplätzen.

Wbg. Hebammenzentrum 08 v1

Das Hebammen-Team von Westerburg: Katja Mausolf (von links), Christine Rebmann, Iwona Paterok, Simone Helmchen und Ellen Trum - Foto: Marie Kossowski

Viele glückliche Momente

Die Faszination rund um das junge Leben ist Christine Rebmann geblieben. Glückliche Momente, davon habe sie in den vergangenen Jahrzehnten ganz viele erlebt. Dazu gehöre für sie der Zeitpunkt, an dem sich die Frau über ihre Schwangerschaft freue und der Nachwuchs vom Bauch aus ins Leben eingebunden werde. „Der glücklichste Momente ist die Geburt, wenn man das Baby sieht, dieser erste Augenblick. Etwas ganz Besonderes ist auch der Geruch des Neugeborenen“, beschreibt sie die Situation, die sie schon unzählige Male erlebt hat, ihr aber immer wieder einzigartig in Erinnerung bleibe. Rührend seien auch die Momente, wenn Geschwisterkinder das erste Mal ihr Schwesterchen und Brüderchen sehen und in den Arm nehmen dürfen. „Das ist ganz zauberhaft“, sinniert sie glückselig. Als eine zauberhafte Atmosphäre empfindet sie die den Augenblick, wenn im Shiatsu-Kurs die Babys und ihre Mütter ganz ruhig sind und ihr Miteinander genießen. Durch die Corona-Zwangspause würden jetzt bestimmte Dinge von den Menschen bewusster wahrgenommen, gibt sie zu bedenken.

Wbg. Hebammenzentrum 02 v1

Foto: Privat

Natürlich gab es auch schwierige Momente. Dazu zählen schwierige Geburten und Notfälle, tote, fehlgebildete oder behinderte Kinder. Schwer falle ihr auch die Situation, wenn ein Kind zur Adoption freigegeben werde, das fordert besonderes Einfühlungsvermögen, ebenso wie bei einem Paar, welches ein Kind zur Adoption bekommt. Auch hier werden Hausbesuche benötigt, damit die Familie gut zusammenwachsen kann.
„Den professionellen Abstand zu halten, dass klappt nicht immer so“, gibt die 57-Jährige offen zu. „Oftmals sieht man Dinge, die man gerne ändern würde“, spricht sie auch den Förderbedarf an.

Wbg. Hebammenzentrum 06 v1

Foto: Marie Kossowski

Zusätzliche Ausbildungen

Christine Rebmann leitet Hebammenkurse, bietet Schwangerschaftsbetreuung und Hausbesuche an und gehört – ebenso wie ihr fünfköpfiges Team - zu den Beleghebammen am DRK Krankenhaus Hachenburg. Sie ist Beckenbodenkursleiterin und hat eine abgeschlossene Akupunkturausbildung bei Pro-Medico und darf sich "Master of Acupuncture" nennen und praktiziert Shonishin (Japanische Kinderakupunktur). „Wenn ich heute die jungen Mütter im Wochenbett Zuhause besuche, dann werden oft Erinnerungen an die Zeit wach, als diese noch Säugling waren und ich mich um sie und deren Mutter kümmerte“, erzählt sie. „Wie doch die Zeit vergeht“, stellt sie fest und führt fort: „Und schon ist die nächste Generation geboren und wächst heran“.

Wbg. Hebammenzentrum 10 v1

Während einer Führung durch die hell, bunt und freundlich eingerichteten Räume weist Christine Rebmann auf das breit gefächerte Angebot der Hebammenpraxis Westerburg hin. Dieses reicht von Kursen für Babys über Massagen und Vorsorgen in der Schwangerschaft, Ernährungsberatung, Rückbildungsgymnastik bis hin zur Beckenbodengymnastik auch für ältere Frauen.

Nachwuchs gesucht

Ihren beiden Töchtern hat sie ihren Traumberuf wohl mit in die Wiege gelegt. Valerie (25) ist Beleghebamme in Mannheim, Floriane (24) in Wiesbaden. Kürzlich fand das vierteljährliche Treffen der Mitglieder des Hebammenverbandes Westerwald in Westerburg statt. Die Vorsitzende Lisa Helmis nutzte die Gelegenheit, Christine Rebmann für ihre 35-jährige Hebammentätigkeit zu ehren und ihr einen Blumenstrauß zu überreichen.

Hebammenverband Westerwald Treffen 03 2023.01 v1

Zu den zahlreichen Gesprächsthemen an diesem Nachmittag zählt auch die Ausbildung von werdenden Hebammen in der Freiberuflichkeit. Wie von Helmis zu erfahren war, befinden Hebammen sich seit einiger Zeit in der Übergangsphase zur Akademisierung. Somit werden künftig Studierende und nicht wie bisher SchülerInnen zu den KollegInnen ins Externat (Ausbildung im außerklinischen Bereich) kommen, was nochmal besondere Herausforderungen mit sich bringe. „In der Geburtshilfe wird dringend Nachwuchs gebraucht“, hebt Christine Rebmann hervor. Der Beruf der Hebamme sei unentbehrlich und biete viele Entwicklungsmöglichkeiten. Das Berufsbild habe sich im Laufe der Zeit gewandelt, sei moderner und fortschrittlicher geworden. „Und vor allem gibt es jetzt gute Chancen auf einen Studienplatz“, freut sie sich für ihre künftigen Kolleginnen.

Infos über das Hebammen-Zentrum Westerburg gibt es unter: www.hebammen-westerburg.de (Text: Ulrike Preis)